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KI in der Finanzabteilung: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Themen: KI und Machine Learning | Rechnungsverarbeitung


Kaum ein Thema sorgt heute für mehr Aufsehen als die Künstliche Intelligenz (KI). Auch in Finanzabteilungen – ob groß oder mittelständisch – sind die Erwartungen hoch: KI soll Routinearbeiten übernehmen, Prozesse beschleunigen, Fehlerquellen minimieren. Vor allem Abläufe in der Buchhaltung gelten als ideale Einsatzfelder. Und zu Recht! Denn bei repetitiven, dokumentenbasierten Prozessen hat KI die Möglichkeit, ihre volle, transformative Kraft zu entfalten.

Doch ein genauer Blick zeigt: Zwischen den großen Versprechen und dem tatsächlichen Nutzen liegen oft Welten. Der Hype um KI birgt die Gefahr, dass Entscheider der Technik blind vertrauen, ohne deren Grenzen zu kennen. Wer sich voller Euphorie, aber mit wenig Technologieverständnis auf KI-Projekte einlässt, riskiert Enttäuschungen.

Buzzwords und Black Boxes: Zwischen Fortschritt und falschen Hoffnungen

Die technischen Entwicklungen rund um KI sind zweifellos rasant. Begriffe wie „Agentic AI“, „Generative AI“, „Large Language Models“ oder „Retrieval-Augmented Generation“ stehen für neue Wege, Daten zu analysieren und nutzbar zu machen. Diese Technologien können Prozesse in der Buchhaltung grundlegend verändern – durch smarte Texterkennung, kontextbezogene Entscheidungsunterstützung oder dynamische Workflows.

Doch genau hier liegt ein Problem: Die Begeisterung für neue Technik lässt die Erwartungen steigen – oft zu hoch. Buzzwords gaukeln vor, dass KI mühelos Ergebnisse liefert. Was dabei übersehen wird: Erfolg hängt von vielem ab – von Datenqualität, Prozesskenntnis und Integration in bestehende Systeme.

Zudem wird der Begriff „KI“ inflationär verwendet. Nicht alles, was als KI verkauft wird, basiert auch tatsächlich auf lernenden Algorithmen. Oft stecken nur einfache Regeln oder klassische Texterkennung dahinter. Für Anwendende ist das schwer zu durchschauen – denn KI funktioniert meist als Black Box. Die Methode bleibt verborgen, nur das Ergebnis ist sichtbar. Das erschwert fundierte Entscheidungen – und kann in die Irre führen.

KI in der Rechnungsverarbeitung: Große Chancen – mit dem richtigen Know-how

Gerade in der Rechnungsverarbeitung zeigt KI ihr Potenzial. Automatisiertes Auslesen von Rechnungsdaten, intelligente Buchungsvorschläge, Erkennung von Auffälligkeiten – diese Anwendungsfälle sind etabliert und wirksam. Hier kann KI Prozesse beschleunigen, Fehler verringern und Mitarbeitende von Routinen entlasten – für mehr Fokus auf strategische Aufgaben.

Aber: Damit KI funktioniert, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Eine zentrale Hürde ist die Datenqualität. Unstrukturierte, fehlerhafte oder lückenhafte Rechnungen sowie schlecht gepflegte Stammdaten bremsen die Leistungsfähigkeit der KI aus. Selbst die beste Technologie braucht eine solide Datenbasis, um verlässliche Resultate zu liefern.

Zudem ersetzt KI keine menschliche Expertise. Automatisierte Vorschläge sollten immer geprüft werden. Die Black-Box-Natur der KI – intransparent, schwer nachvollziehbar – kann besonders bei Compliance-Themen problematisch werden. Nur wer Prozesse versteht und kontrolliert, nutzt Automatisierung sicher und langfristig.

Wichtig sind auch regulatorische Vorgaben. Datenschutzrichtlinien wie die DSGVO oder Anforderungen wie die GoBD müssen eingehalten werden. Das heißt, jede KI-gestützte Entscheidung muss nachvollziehbar bleiben. Erfolg hat nicht nur smarte Software, sondern das Zusammenspiel aus Technik, Daten und Fachwissen.

SAP-Kompetenz als Schlüssel zur intelligenten Automatisierung

Ein entscheidender Erfolgsfaktor für KI in der Buchhaltung: fundiertes Wissen über das eingesetzte ERP-Systeme – das gilt vor allem für SAP. Denn in SAP-Umgebungen sind Prozesse oft über Jahre gewachsen, individuell angepasst und komplex. Standardlösungen reichen hier selten aus.

Wer KI in diesem Umfeld sinnvoll einsetzen will, braucht tiefes SAP-Verständnis. Nur so kann die KI sinnvolle, praxisnahe Vorschläge machen. Dazu gehört:

  • Customizing: Welche individuellen Einstellungen steuern das System?
  • Buchungskreise und Belegarten: Welche Strukturen bestimmen den Ablauf?
  • Workflow-Logiken: Welche Prozesse greifen wann? Wie funktionieren Freigaben und Prüfungen?

Nur wer diese Zusammenhänge kennt, kann KI-Ergebnisse richtig bewerten und in bestehende Abläufe integrieren. Ohne dieses Wissen bleibt Automatisierung oberflächlich – mit Risiken wie falschen Buchungen, ineffizienten Abläufen oder Compliance-Verstößen.

Auch wenn KI-Systeme viel versprechen – sie ersetzen kein Systemverständnis. Im Gegenteil: Je komplexer die SAP-Landschaft, desto wichtiger ist es, dass Fachabteilungen und IT gemeinsam handeln. Nur so wird Automatisierung effizient, sicher und nachhaltig.

Fazit: KI – der Treiber einer neuen Ära in der Buchhaltung

Der Einsatz von KI bringt Herausforderungen mit sich und ist kein Selbstläufer. Nichtsdestotrotz ist Künstliche Intelligenz weit mehr als nur ein Werkzeug zur weiteren Automatisierung. Sie ist der Schlüssel zu einer fundamentalen Transformation der Buchhaltung. Richtig eingesetzt, hebt KI diese bislang stark manuell geprägte Disziplin auf ein neues Niveau: schneller, präziser, intelligenter. Sie hat das Potenzial, Routinen nicht nur zu automatisieren, sondern gänzlich neu zu denken – Prozesse werden nicht einfach optimiert, sondern grundlegend verändert.

Wer auf eine starke Kombination aus Technologie, Fachwissen und Datenqualität setzt, eröffnet seiner Finanzabteilung ungeahnte Möglichkeiten. KI entlastet nicht nur von monotonen Aufgaben, sondern schafft Raum für strategisches Denken, datenbasierte Entscheidungen und echte Wertschöpfung. Statt Zahlenkolonnen zu verwalten, gestalten Finanzteams aktiv den Unternehmenserfolg mit.

Die Zukunft der Buchhaltung ist digital, vernetzt und intelligent. Unternehmen, die den Mut haben, KI nicht nur als unterstützendes Tool, sondern als Motor einer neuen Arbeitsweise zu begreifen, werden einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung erzielen – durch transparente, dynamische und zukunftssichere Prozesse.

Autor

Matthias Lemenkühler

Matthias Lemenkühler gehört seit 1997 zur xSuite Group. Als CPTO (Chief Product & Technology Officer) verantwortet er heute die Kernthemen Produkt und Technologie. In seinen Blogbeiträgen berichtet er über die strategische Ausrichtung der xSuite sowie aktuelle Technologietrends zur Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen.

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