Expertenwissen zu Digitalisierung & Automatisierung von Geschäftsprozessen
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Themen: Softwareentwicklung und -einführung | Usability und User Experience | Digitalisierung
Am 14. November 2019 fand der World Usability Day in Hamburg statt. Veranstaltungsort war die Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Der WUD in Deutschland ist eine Veranstaltung der German UPA (Berufsverband der Deutschen Usability und User Experience Professionals) und bietet inspirierende Vorträge rund um die digitale Produktentwicklung, User Experience und Usability.
Der diesjährige World Usability Day stand unter dem Motto „Designing for a future we want“ und bot eine Vielfalt an Vorträgen und Workshops zu den Themen Innovation, wertvolle digitale Produkte und vor allem zu Werten – eigene Werte, Unternehmenswerte sowie die Werte von Produkten.
Der grundsätzliche Konflikt zwischen guter UX und wirtschaftlichen Zwängen in der Produktentwicklung bot den Teilnehmenden Gelegenheit darüber zu diskutieren, wie Wirtschaftlichkeit, KPIs und UX zusammengehen können. Auch wir als Softwarehersteller tragen Verantwortung für unsere Produkte und so nutzte ich diesen Tag, um mehr darüber zu erfahren, wie man zu neuen Betrachtungsweisen gelangen kann.
Auftakt bildete die Keynote über Innovationen und Visionäre, welche mit ihren Gedanken und Überlegungen bereits die Zukunft gestaltet haben und dies bis heute noch tun. Es gab interessante Einblicke, die von den Werken Jules Vernes bis zu den Prinzipien Alan Kays reichten. Ebenso wurden Methoden und Kreativitätstechniken vorgestellt und erste Ansätze in praxisnahen Workshops vermittelt.
„Alles, was sich ein Mensch vorstellen kann, werden andere Menschen verwirklichen.“
(Jules Verne, französischer Schriftsteller, 1828 – 1905)
Eine Methode, die Fantasie zu beflügeln und Lösungen für Probleme zu finden, ist die „Zukunftswerkstatt“. Diese wurde von Robert Jungk, Rüdiger Lutz und Norbert R. Müllert begründet und ist eine Kreativitätstechnik, die aus drei Hauptphasen besteht.
Der wichtigste Bestandteil der ersten Phase ist es, Kritik und negative Erfahrungen von allen Teilnehmern zu dem jeweiligen Thema oder Problem einzusammeln. Ziel ist es, eine Bestandsaufnahme zu erhalten und es den Teilnehmern dadurch zu ermöglichen, sich gedanklich frei zu machen, um in den folgenden Phasen konstruktiv und kreativ arbeiten zu können.
In der zweiten Phase kann man sich dann gedanklich austoben und in utopische Gedankenspiele abtauchen. Kritik sollte dabei nicht mehr geäußert werden.
Die dritte und letzte Phase verknüpft die erste und zweite und bringt den Realismus ins Spiel. Hier wird abgeschätzt und diskutiert, welche der Ideen realisierbar sein könnten. Im Idealfall ergeben sich aus dieser Phase konkrete Projekte und Handlungen.
Diese Methode war nur eine von vielen, die wir auf dem World Usability Day diskutiert haben und mit deren Hilfe wir uns Problemen und Themen aus einer neuen Perspektive nähern konnten. Diese Vorgehensweisen eignen sich keineswegs nur für kreative Projekte, probieren Sie es einfach mal in einem anderen Kontext aus und haben Sie den Mut, etwas zu verändern!
Ein weiterer wichtiger Aspekt, mit dem sich der diesjährige World Usability Day beschäftigt hat, ist die Verantwortung, die wir als Hersteller, Entwickler oder Produktverantwortliche für unsere (digitalen) Produkte und Dienstleistungen tragen. Es geht dabei auch darum, dass wir uns in unserem Tun ständig hinterfragen und unsere Produkte, die wir entwickeln, auch immer aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten sollten.
In den Vorträgen wurde an Beispielen verdeutlicht, was das heißt: Umstände, wie die Schädigung unserer Umwelt durch „Instagram Tourismus“ oder die weitere Verknappung von Wohnraum in Städten durch Airbnb vermietete Wohnungen, sind keineswegs beabsichtigt gewesen, stehen aber beispielhaft für einen Teil der Verantwortung, die es zu übernehmen gilt. Sollten Sie Lust haben, solche Fragen mit Ihren KollegInnen zu diskutieren, empfehle ich „The Tarot Cards of Tech“ *.
Auf dem WUD ging es im Kern weiterhin um die Botschaft, dass wir anhand unserer Werte und Vorstellungen unser Handeln und Arbeiten gestalten sollten und müssen. Und dass dies ein kontinuierlicher Prozess ist, der ein stetiges Hinterfragen und Durchdenken erfordert. Dass man sich fragen sollte: Welche Werte sind für mich wichtig? Welche Werte sind für mein Unternehmen und Produkt wichtig? Die Antworten können anhand der eigenen Produkte oder Dienstleistungen überprüft werden. Daher die Empfehlung des WUD, sich nicht zu scheuen, auch einmal „Nein“ zu sagen, wenn etwas gegen die eigenen Werte verstößt.
Die Veranstaltung hat uns gezeigt, Usability ist kein reines IT- oder Entwicklungsthema, sondern es fokussiert auch auf Innovation, Wandel und Verantwortung. Daher meine ich: Lassen Sie uns die Zukunft gemeinsam positiv gestalten.
*Link zu „The Tarot Cards of Tech“: tarotcardsoftech.artefactgroup.com