Expertenwissen zu Digitalisierung & Automatisierung von Geschäftsprozessen
Expertenwissen zu Digitalisierung & Automatisierung von Geschäftsprozessen
Themen: Rechnungsverarbeitung | E-Invoicing | Dynamic Discounting | Einkauf | Procure-to-Pay
„Zahlung 14 Tage, 2% Skonto, 30 Tage netto“ – diese Zeile liest man als Kreditorenbuchalter*in im deutschsprachigen Raum so oder ähnlich Dutzende Male am Tag. Im internationalen Raum ist das Thema Skonto dagegen eher unbekannt.
Auch in anderen – nicht deutschsprachigen – EU-Ländern ist der Ansatz ebenfalls nicht sehr verbreitet. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass die CIUS (Core Invoice Usage Specification), die die EU im Kontext der Richtlinie 2014/55/EU zur Förderung der elektronischen Rechnungsstellung definiert hat, im Standard kein Skonto vorsieht. Ein Feld für Skonto gibt es erst in der deutschen Ausgestaltung in der Form der XRechnung.
Gegen die Nutzung von Skonto sprechen die Gesichtspunkte Cash Flow und Liquidität. Aus dieser Perspektive ist es meist sinnvoller, Rechnungen gerade nicht sofort oder möglichst schnell zu zahlen, sondern jedes Zahlungsziel auch wirklich voll auszunutzen.
Auf der anderen Seite verfestigt sich, insbesondere in den USA, in den vergangenen Jahren ein Trend: Dynamic Discounting.
Dynamic Discounting folgt dem gleichen Gedanken wie Skonto: Wer früher zahlt, zahlt weniger. Im Unterschied zu Skonto ist es aber in mehreren Hinsichten flexibler – oder wie der Name vermuten lässt – dynamischer:
Skonto ist in der Regel im Rahmen der Lieferbedingungen festgelegt. Das heißt, es gelten die gleichen Konditionen für alle Rechnungen eines Lieferanten. Beim Dynamic Discounting wird für jede einzelne Rechnung über den möglichen Rabatt entschieden.
Bei Skonto gibt es meist nur eine Stufe. Egal ob der Kunde genau zum vereinbarten Zahlungsziel für das Skonto zahlt oder ob er schon einige Tage vorher zahlt: Er erhält in beiden Fällen denselben, definierten Prozentsatz. Beim Dynamic Discounting kann es beliebig viele Zwischenstufen mit unterschiedlichen Zahlungszielen und unterschiedlichen Rabatthöhen geben.
An den Besonderheiten des Dynamic Discounting gegenüber klassischem Skonto wird ein Nachteil besonders deutlich: Die Dynamik und Individualität machen das Management für beide Seiten, Lieferanten und Kunden, wesentlich aufwändiger. Nicht digital und ohne Automatisierung lässt sich Dynamic Discounting kaum realisieren. Ein Lieferanten- oder Geschäftspartnerportal kann dafür die Lösung sein.
Es gibt noch eine weitere, entscheidende Grundlage, um Dynamic Discounting oder auch das klassische Skonto nutzen zu können: Als Kunde müssen Sie auch in der Lage sein, Rechnungen überhaupt vor Ablauf des vereinbarten Zahlungsziels zu bezahlen.
Für viele Unternehmen stellt dies schon eine Herausforderung dar, weil die Durchlaufzeit von Rechnungen zu lang ist. Mit Durchlaufzeit ist die Zeit vom Eingang einer Rechnung bis zu ihrer Verbuchung im ERP- oder Buchhaltungs-System gemeint. Die Arbeitsschritte wie „Prüfen“ und „Freigabe“ der Rechnung, aber auch die manuelle Dateneingabe ins ERP-System sind aufwändig und kosten Zeit, außerdem gibt es im Prozess immer wieder Liegezeiten. Ohne Automatisierung benötigen allein diese Arbeitsschritte bei vielen Unternehmen schon mehr als zwei Wochen.
Damit ist das Zeitfenster, um Skonto zu ziehen, häufig verstrichen und auch für Dynamic Discounting wird der Spielraum gering. Ein sinnvoller erster Schritt ist es daher, die Prozesse in der Rechnungsverarbeitung zu optimieren und zu automatisieren. Durch Einführung einer Workflowlösung kann die Durchlaufzeit von Rechnungen im Durchschnitt halbiert werden – wertvoller Spielraum für die Nutzung von Skonto oder Dynamic Discounting.
Mehr zum Thema Durchlaufzeiten von Rechnungen und was realistische Werte aus der Praxis sind, finden Sie auch in den Ergebnissen unserer Kundenumfrage 2022, diese können Sie hier als PDF herunterladen.