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Themen: E-Rechnungspflicht | E-Invoicing
Aktualisiert am 03.06.2025
Wenn in der Vergangenheit die Rede von der E-Rechnungspflicht war, lag das Augenmerk bisher auf den öffentlichen Auftraggebern. Konkret ging es um die Erfüllung der Vorgaben aus der EU-Richtlinie 2014/55/EU. Aus dieser ging hervor, dass alle öffentliche Auftraggeber in der EU in der Lage sein müssen, maschinenlesbare E-Rechnungen anzunehmen und zu verarbeiten. Die meisten öffentlichen Auftraggeber in Deutschland haben die Umsetzung dieser Vorgaben in den Jahren 2018 bis 2020 abgeschlossen, denn April 2020 war die finale Deadline, die sich aus der EU-Richtlinie ergab.
Die genannte EU-Richtlinie hatte nur öffentliche Auftraggeber im Blick und bezog sich auch nur auf die Annahme von Rechnungen. In Deutschland sind einige Bundesländer sowie auch der Bund aber noch weiter gegangen: Sie haben ihren Lieferanten nicht nur die Einreichung von E-Rechnungen ermöglicht, sondern fordern sie inzwischen auch von diesen ein (In diesem Blogartikel ist ein kurzer Überblick, welche Bundesländer die E-Rechnung aktuell einfordern).
Zwischenzeitlich wurde die Diskussion um die E-Rechnung in Deutschland stiller, jetzt nimmt sie aber wieder an Fahrt auf – unter völlig anderem Vorzeichen. Viele Staaten, insbesondere in Südamerika, setzen bereits seit Jahren auf eine umfassende E-Rechnungspflicht (d.h. auch für B2B und B2C), um dem Umsatzsteuerbetrug zu begegnen.
Dieser Trend kommt jetzt auch nach Europa. Vorreiter war Italien, das bereits Anfang 2019 eine umfassende E-Rechnungspflicht als Bestandteil eines digitalen Echtzeit-Steuerreportings (auch CTC genannt: Continuous Transaction Control) einführte und dadurch jährlich zusätzliche Steuereinnahmen in Milliardenhöhe generieren kann.
Diesen Beispielen folgen inzwischen weitere Länder. Nachfolgend ist dargestellt, welche Länder bereits eine umfassende E-Rechnungspflicht eingeführt haben oder planen diese einzuführen (keine Gewähr auf Vollständigkeit oder Aktualität):
Seit 2021 sind E-Rechnungen Pflicht und müssen zentral eingereicht werden.
In Argentinien gilt seit 2019 eine E-Rechnungspflicht für Unternehmen.
In Belgien ist die E-Rechnung im B2B ab Januar 2026 verpflichtend.
Brasilien hat 2008 mit der Einführung der E-Rechnung begonnen, inzwischen besteht eine umfassende Pflicht.
Bereits 2003 hat Chile mit der Einführung der E-Rechnung begonnen, seit 2018 besteht eine umfassende Pflicht für alle Unternehmen.
2018 wurde die E-Rechnung in Costa Rica zur Pflicht.
Eine E-Rechnungspflicht im B2B greift stufenweise ab Januar 2026.
Gemäß des Wachstumschancengesetzes müssen Unternehmen in Deutschland seit Januar 2025 E-Rechnungen annehmen. Der Versand wird 24 Monate später, ab Januar 2027 zur Pflicht. Kleine Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 800.000€ haben eine um ein Jahr verlängerte Frist für den Versand. Eine Meldesystem für Rechnungen ist beabsichtigt, aber noch nicht beschlossen.
Mit der Initiative ViDA (VAT in the Digital Age) hat die EU die verpflichtende Einführung von E-Rechnungen bei innereuropäischen B2B-Transaktionen inkl. eines zentralen Meldesystems bis 2030 beschlossen.
In Frankreich wurde die Einführung einer E-Rechnungspflicht beschlossen. Die Verpflichtung greift gestaffelt, zuerst sind große Unternehmen ab Juli 2024 verpflichtet, 6 Monate später gilt die Pflicht für mittlere Unternehmen und weitere 12 Monate später dann für alle Unternehmen. Im Oktober 2023 wurde das Gesetz geändert, sodass die neuen Fristen September 2026 für große und mittlere Unternehmen und September 2027 für kleine Unternehmen ist.
Indien hat 2020 mit der schrittweisen Einführung einer E-Rechnungspflicht begonnen. Zuerst waren nur Großunternehmen betroffen, stufenweise wurde die Umsatzschwelle gesenkt, ab der Unternehmen zur E-Rechnung verpflichtet sind. Aktuell sind Kleinstunternehmen noch nicht verpflichtet.
Seit 2015 bzw. 2016 ist die E-Rechnung für alle Unternehmen in Indonesien Pflicht.
Italien war Vorreiter in Europa und hat Anfang 2019 eine umfassende E-Rechnungspflicht für alle Unternehmen eingeführt. (Die ersten Erfahrungen aus Italien sind in diesem Blogartikel zusammengefasst).
In Kasachstan wurde die E-Rechnung bereits 2019 zur Pflicht.
Die elektronische Rechnungsstellung ist für alle Unternehmen in Kolumbien Pflicht.
Kroatien wird Anfang 2026 eine E-Rechnungspflicht einführen.
2004 wurde das E-Rechnungssystem CFDI (Comprobante Fiscal Digital a través de Internet) in Mexiko eingeführt und ist seit 2014 Pflicht.
Zwischen 2017 und 2022 wurde in Peru schrittweise eine E-Rechnungspflicht eingeführt.
Seit Anfang 2022 können Unternehmen das staatliche System zum digitalen Rechnungsaustausch bereits nutzen. Ab Februar 2026 wird die Nutzung des Systems für größere Unternehmen zur Pflicht – und damit auch die E-Rechnung. Im April 2026 greift die Pflicht für alle Unternehmen.
Seit Januar 2024 ist die E-Rechnung im B2B-Bereich Pflicht. In den ersten 6 Monaten müssen Rechnungen innerhalb von 5 Tagen an die Steuerbehörden gemeldet werden, danach ist ein Real-Time-Reporting Pflicht.
Seit Januar 2023 ist die E-Rechnung im B2B-Bereich Pflicht.
Seit Anfang 2023 ist die E-Rechnung Pflicht bei Geschäften mit öffentlichen Auftraggebern. Voraussichtlich in 2026 wird die Pflicht auch auf B2B ausgeweitet.
Im Februar 2022 wurde ein Gesetzentwurf vorgelegt zur Einführung der E-Rechnungspflicht im B2B, die Verabschiedung ist noch offen. Aktuell steht Januar 2026 als Startdatum im Raum, eine finale Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Die Pflicht zur E-Rechnung als Bestandteil des digitalen Echtzeitsteuerreportings wurde in Südkorea bereits 2011 für große Unternehmen eingeführt. In 2022 und 2023 wurde der Schwellwert des Jahresumsatzes, ab dem Unternehmen verpflichtet sind, gesenkt.
Die E-Rechnung an sich ist in Ungarn zwar nicht Pflicht, dafür müssen Unternehmen aber innerhalb von 24 Stunden alle Rechnungen elektronisch an das zuständige Steueramt senden.
Seit Juli 2022 sind E-Rechnungen in Vietnam für alle Transaktionen verpflichtend.